Ein Gott, der uns kennt
Ein Gott, der uns kennt und den wir kennen können
Es lebte einmal ein völlig von sich selbst eingenommener König. Berauscht von seiner Macht konnte er nur noch daran denken, wie großartig er war. Eines Tages tippte Gott ihm auf die Schulter, indem er ihm einen prophetischen Traum gab, der sage und schreibe mehr als 2.500 Jahre Weltgeschichte im Voraus enthüllte. Der stolze König wurde durch diesen Traum gedemütigt und verändert. Festgehalten ist diese Geschichte in Daniel 2-4.
In seinem Traum sah der babylonische König ein Standbild aus Metall: Der Kopf war aus Gold, die Brust und die Arme waren aus Silber, der Bauch und die Hüften aus Bronze, die Beine aus Eisen und die Füße aus Eisen und Ton. Ein Stein traf das Standbild an den Füßen, zermalmte es zu Staub und verwandelte sich in einen großen Berg. Der Prophet Daniel, ein Gefangener in Babylon, deutete dem König den Traum.
Lies und erörtere die Deutung des Traumes in Daniel 2,36-45.
Die Prophezeiung, die König Nebukadnezar erhielt, wurde etwa 600 vor Christus niedergeschrieben. Sie sagte den Aufstieg und Untergang von vier aufeinanderfolgenden Reichen sowie die Entstehung des modernen Europa voraus und liefert so einen überzeugenden Beweis dafür, dass die Bibel einen übernatürlichen Ursprung hat und tatsächlich von Gott inspiriert wurde. Es ist eine geschichtliche Tatsache, dass genau das eintraf, was im Traum vorhergesagt wurde: Auf Babylon folgte Medo-Persien, darauf folgte Griechenland, darauf wiederum folgte Rom, welches sich in die zehn wichtigsten Königreiche Westeuropas zerteilte. Aufgrund der präzisen Erfüllung der ersten fünf Teile dieser Vision können wir sicher sein, dass sich auch der letzte Teil der Vorhersage erfüllen wird: „der Gott des Himmels” wird „ein Reich errichten, das für alle Ewigkeit Bestand hat” (Vers 44).
In dieser erstaunlichen Prophezeiung begegnet uns ein Gott, der die Zukunft kennt, was wiederum nur bedeuten kann, dass er auch uns kennt. Er weiß alles, was wir jemals getan haben und tun werden, kennt jeden dunklen Schuldfleck auf unserem Gewissen, jede unserer Schwächen und unser Versagen. Und obwohl er alles über uns weiß, liebt er uns dennoch und sehnt sich danach, unser Freund zu sein. Nicht einfach ein Wohlfühl-
Freund, der uns auf dem zerstörerischen Weg bestärkt, den wir eingeschlagen haben, sondern ein wahrer Freund, der sich unserer Selbstsucht entgegenstellt. Eine solche Begegnung mit Gott bewirkte im Herzen Nebukadnezars eine radikale Veränderung.
Gott und der König waren jetzt Freunde. Gott lädt jeden von uns ebenfalls ein, mit ihm eine Freundschaft zu beginnen. Mit der biblischen Prophetie bietet er uns eine rationale Grundlage, ihm zu vertrauen. In Johannes 14,29 erklärte Jesus, wie die Prophetie unserer Beziehung zu Gott dient.
Sinn und Zweck der biblischen Prophetie ist es, uns ein festes Fundament für unseren Glauben an Gott zu geben. Durch sie flüstert er uns zu: Du kannst an mich glauben! Aber Gott kennt nicht nur jeden von uns, er möchte auch, dass wir ihn kennen. An Gott den Vater gerichtet, betete Jesus: „Und das ist der Weg zum ewigen Leben: Dich zu erkennen, den einzig wahren Gott” (Johannes 17,3). Das griechische Wort für „kennen” ist ginōskō. Es bezeichnet eine intime Art des Kennens, wie wir sie in einer Beziehung erleben, im Gegensatz zu reiner Sachkenntnis. Jesus führt diesen Gedanken an späterer Stelle in seinem Gebet fort, indem er den Vater um etwas wirklich Erstaunliches bittet: „damit deine Liebe zu mir in ihnen bleibt und ich in ihnen” (Johannes 17,26). Ewiges Leben – oder Erlösung – ist nicht nur ein Leben von endloser Dauer, sondern beinhaltet eine bestimmte Lebensqualität, die entsteht, wenn man Gott als engen Freund kennt. Gott möchte, dass wir ihn kennen, und es ist möglich, ihn zu kennen. In den Wahrheiten, die er uns in der Heiligen Schrift offenbart hat, können wir ihm begegnen.