Wie kann jemand mit Gottes Hilfe Leid bewältigen, wenn er sich in einer aussichtslosen Lage befindet?
"Zwei Blickrichtungen können einem Menschen helfen, der sich in einer verzweifelten Lage befindet: Erfahrungen, wie Gott in der Vergangenheit geholfen hat und die Zukunft, die er uns schenkt. Um beides zu sehen, braucht er aber meistens jemanden, der ihm dafür die Augen öffnet."
Die meisten Menschen finden nach verhältnismäßig kurzer Zeit ihr seelisches Gleichgewicht wieder, wenn sie etwas Schweres erleben mussten – wie Todesfälle, wirtschaftliche Nöte, Krankheiten oder Enttäuschungen in der Liebe. Wer jedoch eine melancholische Veranlagung hat, kommt nicht so einfach über eine schwere Erschütterung hinweg. Er wird oft von lang anhaltenden Depressionen geplagt, die ihm alle Lebenskraft rauben. Auch traumatisierende Erlebnisse – wie Vergewaltigung, schwerer Missbrauch oder Folter – belasten Menschen psychisch oft so sehr, dass sie ihr Leben nicht mehr bewältigen können.
Noch schlimmer wird es, wenn eine belastende Situation anhält, wenn kein Ausweg oder Ende in Sicht ist. Wer keine Hoffnung mehr hat, verzweifelt und verbittert oft oder ergibt sich voller Resignation in sein Schicksal. Er kann sich dann an nichts mehr freuen, alles ist tot in ihm. Manchen erscheint ihr Leben so sinnlos, dass sie keinen anderen Ausweg sehen als den Tod.
In einer solchen Situation braucht ein Mensch die Hilfe anderer. Nur wenige können sich dann mit eigener Kraft aus ihren dunklen Gefühlen und äußeren Zwängen befreien. – Der israelitische König David hatte beispielsweise schon oft erlebt, dass Gott aus aussichtslosen Lagen hilft. Deshalb konnte er sich auch später auf Gott verlassen, als sich scheinbar alle gegen ihn verschworen hatten und ihm schon längere Zeit nach dem Leben trachteten (Ps 62,1-9). Der Prophet Elia dagegen sah keinen Ausweg mehr und verfiel in eine schwere Depression, als Königin Isabel ihn ermorden lassen wollte (1 Kön 19,4). Gott „therapierte" den Verzweifelten jedoch nicht im Schnellverfahren, weil Elia auch körperlich erschöpft und ausgebrannt war. Erst nach über einem Monat konnte er dem Propheten die Augen dafür öffnen, dass seine Lage nicht aussichtslos war. Dabei zeigte er ihm, wie die Zukunft tatsächlich aussah.
Diese beiden Blickrichtungen können einem Menschen helfen, der sich in einer verzweifelten Lage befindet: Erfahrungen, wie Gott in der Vergangenheit geholfen hat und die Zukunft, die er uns schenkt. Um beides zu sehen, braucht er aber meistens jemanden, der ihm dafür die Augen öffnet.
In der Bibel finden wir viele Berichte darüber, wie Gott aus hoffnungslosen Situationen herausgeholfen hat – wenn auch nicht immer sofort. Diese Berichte sollen uns Mut machen, wenn sich unsere Gebete nicht in den nächsten Tagen und Wochen erfüllen. Gott weiß am besten, wann der Zeitpunkt gekommen ist, an dem er unser Schicksal wendet. Auch das zeigen die Erfahrungen, von denen die Bibel berichtet.
Wenn wir uns in einer schlimmen Lage befinden, wünschen wir uns natürlich sofortige Hilfe und sind deshalb mit unseren Gedanken im Hier und Jetzt gefangen. Deshalb brauchen wir auch einen Blick für die Zukunft. In manchen Situationen hilft es uns, wenn wir daran denken, dass Gott einmal jeden zur Rechenschaft ziehen wird. Dann werden alle Gerechtigkeit erfahren, die unter anderen gelitten haben (Mt 5,4.6.10). Viele Christen sprechen nicht gerne vom Gericht Gottes, dabei verschafft Gott den Unterdrückten und Verfolgten dadurch endlich Recht (Dan 7,22).
Zweitens dürfen wir uns darauf verlassen, dass Gott eine neue Welt schafft, in der Gerechtigkeit herrscht und in der es nie wieder Leid, Tränen und Tod geben wird (2 Ptr 3,13; Offb 21,1-5). Deshalb dürfen wir hoffen – und wer Hoffnung hat, kann belastende Situationen besser ertragen. Er weiß, dass es keine wirklich aussichtslosen Lagen gibt, wenn er Gott sein Leben anvertraut. Auch wenn sein Leiden vielleicht bis zu seinem Tod anhalten wird, er hat Aussicht auf Gerechtigkeit und ewiges Leben. Christen leben also nicht nur von ihrem Glauben und ihrer Liebe, sie leben auch von ihrer Hoffnung (1 Kor 13,13) – denn ohne Hoffnung sind Glaube und Liebe tot.
Deshalb konnte Paulus aufgrund seiner Erfahrung schreiben: „Denn in solchen Leiden lernen wir, geduldig zu werden. Geduld aber vertieft und festigt unseren Glauben, und das wiederum gibt uns Hoffnung. Und diese Hoffnung wird uns nicht enttäuschen" (Röm 5,3-5, Hoffnung für alle).