Wie kann ich als Jugendlicher zum eigenen Glauben finden?
„Es reicht nicht, wenn wir nur deshalb glauben, weil unsere Eltern geglaubt haben.“
Fast jeder religiös erzogene Jugendliche geht durch eine Krise im Glauben. Das kann folgende Ursachen haben:
Kinder nehmen die Welt anders wahr als Erwachsene. Phantasie und Wirklichkeit sind oft stark vermischt. Die Puppe ist beispielsweise ein Lebewesen und eine Persönlichkeit, die empfinden kann.
In der Zeit der Pubertät beginnen Kinder die Welt mit neuen Augen zu sehen. Die Wirklichkeit ist für sie oft enttäuschend und ernüchternd. Ihre Eltern beispielsweise können nicht alles. Vertrauen wird von manchen Menschen schamlos ausgenutzt. Die Puppe besteht doch nur aus Kunststoff usw.
Deshalb beginnen Jugendliche alles in Frage zu stellen und zu kritisieren – oft ungewollt und unbewusst. Manche versuchen auch wieder in die Traumwelt der Kindheit zurückzukehren (beispielsweise durch Konsum von Drogen und Alkohol oder durch stundenlanges Spielen von Computer- und Videogames).
Auch die von Eltern oder anderen Erwachsenen übernommenen Lebensregeln, Weltanschauungen und Glaubensansichten werden in Frage gestellt oder sogar über Bord geworfen. Der Jugendliche ist auf der Suche nach Wahrheit: „Was gilt? Wem kann ich vertrauen? Was soll mein Leben bestimmen?"
Diese tiefgreifenden Veränderungen im Denken werden von Gefühlsschwankungen begleitet: Verunsicherung, depressive Verstimmung, Gereiztheit, aber auch optimistische und positive Stimmungen. Wer das weiß, versteht die eigenen Wechselspiele der Gefühle besser und ist ihnen nicht mehr hilflos ausgeliefert.
Dieser Prozess des Erwachsenwerdens bietet große Chancen, aber auch einige Gefahren, wie z. B. eine „Alles ist Quatsch"-Haltung, überzogene Kritiksucht bis hin zum radikalen Denken, Verführbarkeit oder auch das Erheben der Gefühle zum Maßstab der Wahrheit.
Alles bisher Gesagte ist natürlich nur ein kleiner Ausschnitt. Trotzdem kann es auf die gestellte Frage übertragen werden:
Christen, die sich im Glauben stark von Gefühlen bestimmen lassen, sagen oft: „Ich muss wieder geistlich auftanken." Damit meinen sie aber nur emotional auftanken. Wenn sie sich gut fühlen, ist ihr Glaube stark. Hängen sie durch, zweifeln sie und sind glaubensschwach.
Das muss aber nicht so sein. Glaube ist keine reine Gefühlssache! Glaube bedeutet, sich darauf zu verlassen, dass Jesus mich liebt und dass mich nichts von der Liebe Gottes trennen kann (Römer 8,31-39) – also auch keine depressive Verstimmung, kein Zweifel und kein Gefühl der inneren Leere oder der Unwirklichkeit. Deshalb können wir zu Gott sagen: „Ich weiß, ich gehöre zu dir!", und nicht: „Ich fühl es" (vgl. 1. Johannes 5,12.13). Auch in einer Ehe gibt es Tage, an denen man sich leer fühlt und nichts für den Partner empfindet. Aber man weiß: „Wir gehören zusammen."
Wenn Jugendliche bisher geglaubt haben, weil ihre Eltern gläubig sind, dann müssen sie jetzt zu ihrer eigenen Überzeugung finden. Wer nur nachbetet, was andere vorsagen, wird nicht wirklich erwachsen. Jugendliche müssen zu einem persönlichen Glauben finden, eine eigene Beziehung zu Christus entwickeln und selbst die Bibel verstehen lernen. Die Phase des Zweifels ist also nur ein Schritt zum persönlichen Glauben – und damit eine echte Chance.