Welche Gesetze des Alten Testaments gelten auch für Christen?
„Die Grundsätze vieler alttestamentlichen Gebote sind auch für Christen hilfreich und sinnvoll.“
Wenn wir die Gesetze in den fünf Büchern Mose näher betrachten, fallen uns zunächst vier Hauptgruppen auf:
1. Das Sittengesetz (Zehn Gebote) zeigt die Sünde und die verlangt Gerechtigkeit. Es ist unveränderlich gültig (Hebräer 10,16).
2. Das Zeremonialgesetz (Opfervorschriften, Regeln für den Gottesdienst usw.) zeigt den Weg zur Erlösung von der Sünde. Es fand seine Erfüllung im stellvertretenden Opfer Christi für uns. Deshalb gilt es heute nicht mehr (Hebräer 10,1.9). Doch sein Prinzip bleibt weiterhin gültig: Wer sündigt, muss sterben. Aber er kann leben, wenn ein Stellvertreter für ihn stirbt. Dieser Stellvertreter ist Christus.
3. Die Judizialgesetze (Staatsgesetze) gelten für die Staatsform der Israeliten (Theokratie). Sie haben für uns keine direkte Bedeutung mehr.
4. Die Gesundheitsgesetze sollten weiterhin (unter Ausschluss der zeremoniellen Anweisungen) beachtet werden, weil Gott nicht nur unser geistliches, sondern auch unser körperliches Wohlergehen möchte (1. Korinther 6,19.20). Manche Vorschriften für Hygiene und Ernährung müssen dabei in unsere Zeit übertragen und aktualisiert werden.
Eine solche Differenzierung entspricht jedoch typisch unserem griechischen Denken, das alles klar gliedern und in seine einzelnen Elemente aufteilen möchte. Das ist aber – abgesehen von den Zehn Geboten – nicht immer möglich, weil manche Gebote in keiner der vier Gruppen untergebracht werden können.
Es handelt sich hier einfach um Anweisungen für ein Volk, dass in enger Gemeinschaft mit Gott leben sollte, das glücklicher und gesünder sein und in Frieden und Sicherheit leben sollte und zahlreiche heidnische Einflüsse abwehren musste. Manche dieser Gebote sind deshalb auch für Christen beachtenswert. Wenn sie ein Segen für die Menschen damals waren, können wir sie jedenfalls nicht einfach als „alttestamentlich" ablegen. Wir sollten uns vielmehr fragen, welche Grundsätze dahinter stehen und welche Bedeutung diese Grundsätze für uns heute haben. Dafür ein paar Beispiele:
5. Mose 23,13-14: Gott wünscht Hygiene und Sauberkeit. Hat Jesus dieses Gebot wirklich aufgehoben?
5. Mose 22,1: Ein weggelaufenes Tier sollte zum Besitzer zurückgebracht werden. Nur ein jüdisches Gebot, für Christen nicht verbindlich?
5. Mose 18,9-11: Gott verbietet Spiritismus und okkulte Praktiken. Brauchen sich Christen nicht daran halten, weil es ein alttestamentliches Gebot ist?
3. Mose 18,22.23: Gott verbietet geschlechtliche Verirrungen wie Homosexualität und Sodomie (Geschlechtsverkehr mit Tieren). Ein mosaisches Gebot, das für Christen nicht mehr gilt?
Diese Beispiele zeigen, dass die alttestamentlichen Gebote sinnvoll waren. Die dahinter stehenden Grundsätze vieler dieser Gebote sind sicherlich auch für Christen hilfreich. Deswegen sprechen Jesus und die Apostel nicht nur von den Zehn Geboten, sondern greifen auch Aussagen anderer mosaischer Gesetze auf und aktualisieren sie für die christliche Gemeinde (z. B. Apostelgeschichte 15,20; 1. Korinther 9,9-11).