Warum geben manche Christen ihren Glauben wieder auf?
„Gott hat uns einen freien Willen geschenkt, deshalb können wir uns wieder gegen ihn entscheiden.“
Wer eine enge Beziehung zu Gott hat, kann sich nur schwer vorstellen, seinen Glauben wieder über Bord zu werfen. Zu groß sind für ihn die Verluste, die damit verbunden sind: Befreiung von Schuldgefühlen, Geborgenheit, Lebenssinn, Führung in schwierigen Situationen, Trost bei Enttäuschungen oder Hoffnung auf ewiges Leben. Wie kann man da seinen Glauben aufgeben?
Doch auch Jesus musste erleben, dass Judas sich gegen ihn stellte. Dreieinhalb Jahre hatte dieser Mann ihn persönlich erlebt, seine Predigten gehört und seine Wunder gesehen. Immer wieder hatte Jesus sich seelsorgerlich um ihn gekümmert – und wurde trotzdem von ihm verraten.
Paulus berichtet von Christen, die ihren Glauben an Jesus aufgaben, obwohl sie vom Heiligen Geist erfüllt worden waren und Gottes Eingreifen erlebt hatten (1. Timotheus 6,10; 2 Timotheus 4,10). Wie kann jemand nach solchen Erfahrungen zum Ungläubigen werden? – Doch Gott hat uns einen freien Willen geschenkt. Wir können uns deshalb jederzeit gegen ihn entscheiden. Dafür gibt es verschiedene Gründe:
Der Betreffende hatte vielleicht nicht wirklich verstanden, was Gott uns anbietet. Er war nur ein Mitläufer.
Er hat möglicherweise immer wieder bestimmte Sünden absichtlich begangen und sie nicht wirklich bereut. Das hat ihn gegenüber dem Einfluss des Heiligen Geistes abgestumpft.
Zweifel und Vernunftsgründe haben den Glauben an Gott plötzlich unwirklich erscheinen lassen. Sie wurden nicht mit anderen Christen oder einem Seelsorger besprochen.
Schlimme Erlebnisse, Ungerechtigkeit, Leid oder unerhörte Gebete haben ihn in Konfrontation mit Gott gebracht.
Er hat seine Verbindung zu Gott nicht durch Gebet und Bibelstudium gepflegt, sodass die Beziehung immer schwächer geworden ist.
Die Angebote unserer Wohlstandsgesellschaft faszinierten ihn mehr als die Versprechungen Jesu. Er wollte lieber das Hier und Jetzt genießen, als auf ein ewiges Leben warten.
Er verschrieb sich ganz bewusst dem Widersacher Gottes, weil er sich dort mehr Vorteile versprach.
Er wurde von Christen, von Organisationen oder der Kirche enttäuscht und hat diese Enttäuschung auf Gott übertragen.
Erkrankungen des Gehirns oder seelische Störungen haben sein Denken verändert.
Er versuchte, perfektionistisch und vollkommen sündlos zu leben und musste eines Tages erkennen, dass er doch immer wieder schwach wird. Dadurch verfiel er dem anderen Extrem und hat seinen Glauben enttäuscht aufgegeben.
Sicherlich gibt es noch weitere Gründe. Und oft sind verschiedene Ursachen miteinander verknüpft: Während man von Christen oder der Kirche enttäuscht ist, wächst vielleicht das Interesse an den Angeboten unserer Wohlstandsgesellschaft. Oder weil man von einer Sünde nicht lassen will, versucht man sich durch intellektuelle Gründe von Gott abzugrenzen.
Auf jeden Fall brauchen solche Menschen unsere Gebete und unsere Liebe. Diskussionen, Ermahnungen oder missionarische „Bearbeitung" bestärken sie meistens nur in ihrer ablehnenden Haltung. Manchmal aber kann ein liebevolles Wort zum passenden Zeitpunkt einen solchen Menschen berühren und ihn wieder zu Gott zurückführen.