Lehrt die Bibel die Versöhnung aller Menschen mit Gott?
Die Lehre von der sogenannten Allversöhnung hat bei den Gnostikern (von gnosis = Erkenntnis) ihre Wurzeln. Sie versuchten schon zur der Zeit der Apostel die christliche Theologie mit griechischer Philosophie zu verbinden und entwickelten dabei unbiblische Ideen. Aufschwung aber bekam die Allversöhnung durch den Kirchenlehrer Origenes (254 n. Chr. gest.), der als Anhänger der neuplatonischen Philosophie auch die Bekehrung und Begnadigung des Teufels und der gefallenen Engel vertrat. Origenes wurde jedoch 553 n. Chr. von der Kirche als Irrlehrer verdammt. Heute vertreten neben verschiedenen Theologen auch spiritistische Gruppen die Allversöhnung.
Wer sie in der Bibel wiederfinden will, kann sich nur auf Interpretationen stützen, die klare Aussagen der Heiligen Schrift ausblenden. Apg 3,13 spricht beispielsweise nicht von einer Erlösung aller Geschöpfe, sondern wörtlich von einer „Wiederherstellung“ alles dessen, was Gott durch die Propheten geredet hat. Auch Paulus sagt nicht in Röm 5,18, dass alle Menschen gerechtfertigt werden, sondern dass die Möglichkeit der Rechtfertigung für alle Menschen besteht. Der Mensch aber muss die Gerechtigkeit Gottes im Glauben annehmen. Nur dann wird sie für ihn gültig. Gott erbarmt sich zwar aller (Röm 11,32), aber wenn der Mensch dieses Erbarmen zurückweist oder nicht daran glaubt, erhält er laut Paulus kein ewiges Leben (Röm 5,1.2; 10,10.11; Hbr 11,6).
Die Bibel kennt also immer zwei Wege: Ewiges Leben durch den Glauben an die Rechtfertigung des Menschen durch Christus oder ewiger Tod. Gott ist nicht nur gnädig, er ist auch ein gerechter Richter. Zahlreiche biblische Aussagen zeigen deshalb, dass es am Ende Menschen geben wird, die kein ewiges Leben erhalten, weil ihre eigene Gerechtigkeit sie nicht erlöst oder weil sie Gottes Willen nicht befolgen (Mt 5,20; 7;21–23). Jesus sagt sogar, dass viele in die „Verdammnis“ gehen (Mt 7,13). In zahlreichen Gleichnissen und Predigten spricht er über Gericht und ewigen Tod, weil Menschen Gottes Angebot des ewigen Lebens ablehnen oder sich gegen ihn wenden.
In Offb 20,6–5 schildert Johannes schließlich dieses Endgericht, in dem die Gottlosen aber auch Satan und seine Engel den zweiten Tod sterben, weil ein Feuer vom Himmel sie vernichtet. Alle diese Texte lassen keine Allversöhnung zu. Man kann also den Gedanken des Gerichts nicht als jüdische Tradition und die Versöhnung aller mit Gott als original christlichen Gedanken betrachten.
Gott möchte zwar nicht, dass jemand verloren geht, aber wenn der Mensch sich nicht für Gott entscheidet, wird er kein ewiges Leben erhalten (2 Pt 3,9). Gott bietet uns das ewige Leben durch Christus an, aber er zwingt es uns nicht auf, wenn wir es nicht wollen (Hes 33,11). Auch das ist ein Zeichen seiner Liebe.
Im Gericht am Ende der Welt macht Gott alles wieder richtig, was die Sünde zerstört hat (Offb 21,3–5). Deshalb muss er sie ein für alle Mal beseitigen. Entweder der Mensch wendet sich Gott zu und lässt sich durch Christus befreien oder er muss als Träger der Sünde den zweiten Tod sterben. Diese Entscheidung zwischen Leben und Tod nimmt ihm niemand ab.