Legt Gott fest, wer das ewige Leben erhält und wer nicht?
„Würde Gott willkürlich festlegen, wer das ewige Leben erhält und wer in der Sünde bleibt, hätte Christus nicht für unsere Sünde zu sterben brauchen.“
Die Lehre von der Vorherbestimmung oder Prädestination ist im Christentum umstritten, denn sie macht Gott letztlich für den Sündenfall verantwortlich. Der Mensch wird hier zu einem Spielball guter und böser Mächte. Im Grunde könnte Gott uns wegen unserer Schuld nicht anklagen und bestrafen, wenn er uns selbst zur Sünde bestimmt und damit zum Bösen gezwungen hätte. Auch der Ruf zur Umkehr wäre ein Scheinspiel, wenn Gott festlegen würde, wer sich bekehrt und wer nicht.
Wenn von vornherein feststünde, wer das ewige Leben erhält, hätte Christus auch nicht für „unsere" Schuld sterben zu brauchen. Wir wären manipulierte, unfreie Wesen, die im Theater des Universums die Rolle des Verbrechers oder Heiligen spielen müssen, ohne uns dagegen wehren zu können.
Wir müssten Gott lieben oder verachten, je nachdem wie es bestimmt wäre. Liebe kann jedoch weder erzwungen noch befohlen werden. Auch eine manipulierte Liebe wäre nur die programmierte Reaktion eines Roboters. Weil Liebe und Freiheit die beiden Seiten der gleichen Münze sind, ist das eine ohne das andere nicht möglich. Wer liebt, lässt dem anderen sogar die Freiheit, sich von ihm selbst abzuwenden.
Schon allein diese Gedanken zeigen, dass die Vertreter der Prädestination die Bibel missverstehen. Tatsächlich sprechen viele Texte von der freien Entscheidung des Menschen, während die scheinbar von Vorherbestimmung handelnden Bibeltexte bei genauerem Hinschauen eine ganz andere Bedeutung zeigen: In Römer 9 geht es beispielsweise um die Verwerfung Esaus als Stammvater des Gottesvolkes, nicht um die Erwählung zum ewigen Leben; Gott bestimmt Menschen für eine Aufgabe nicht für die Erlösung.
In 1. Timotheus 2,4 schreibt Paulus: „Gott will, dass allen Menschen geholfen wird und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen." Petrus greift diesen Gedanken auf und sagt in 2 Petrus 3,9: „Gott will nicht, dass jemand verloren geht, sondern dass jedermann zur Buße findet." Diese Texte passen nicht in das Bild einer Vorherbestimmung. Es wäre sicherlich seltsam, wenn Gott will, dass niemand verloren geht und im gleichen Atemzug bestimmt, dass sie verloren gehen müssen.
In Hesekiel 33,11 lesen wir: Gott will nicht den Tod des Menschen, sondern dass dieser sich bekehrt und lebt. Und in der Offenbarung wird jedem, der es haben will, ewiges Leben angeboten (Offenbarung 22,17).
Wir haben also einen freien Willen. Gott legt nicht fest, dass Menschen morden, quälen, vergewaltigen, foltern, lügen, betrügen oder stehlen müssen. Er manipuliert uns nicht dahingehend, dass wir die Natur zerstören, vergiften und ausbeuten. Er zwingt uns nicht zum Ehebruch, zur Tyrannei oder zum Leichtsinn. – Die Lehre der Prädestination macht Gott eigentlich zum Teufel, zum Urheber und Verantwortlichen für alles Böse in der Welt.
Gott aber ist ein Gott der Liebe und der Freiheit (2 Korinther 3,17). Er will unsere Erlösung vom Bösen und vom Tod. Dafür hat Christus sich mit seinem Leben eingesetzt. Er bietet uns das ewige Leben an, aber er zwingt es uns nicht auf. Nur in dieser Freiheit und in dem Wissen um die Liebe Gottes, ist es uns möglich, seine Liebe zu erwidern.