Ist Harmagedon der Austragungsort eines letzten Weltkrieges?
Die Offenbarung wurde in einer Bild- und Symbolsprache geschrieben. Deshalb muss auch der Begriff „Harmagedon“ (Offb. 16,16) bildhaft verstanden werden. Manche Ausleger der Offenbarung verstehen darunter den buchstäblichen Hügel der alten Stadt Megiddo in Palästina. Weil dieser Ort nur eine unbedeutend kleine Erhebung ist, dessen Größe nicht einmal für die Austragung einer arabischen Stammesfehde ausreicht, weitet man gewöhnlich den Begriff Harmagedon auf das gesamte Tal Jesreel aus. Die Ebene Jesreel war zwar zur Zeit der Richter und Könige Austragungsort zweier großer Schlachten, ist aber für eine endzeitliche Völkerschlacht einfach zu klein.
Berücksichtigen wir die Auslegungsprinzipien der Offenbarung, dann ist Harmagedon (Berg von Megiddo) wahrscheinlich eher eine Anspielung auf ein alttestamentliches Ereignis. Nicht der Hügel, auf dem die Stadt Megiddo liegt, ist gemeint, sondern der Berg, an dessen Fuß die Stadt liegt: der Karmel (siehe Landkarte in der Bibel).
Auf dem Berg Karmel fiel zur Zeit des Propheten Elia die Entscheidung, wer Gott und Herr ist: Jahwe, der Schöpfer der Welt – oder Baal, der Sonnengott. König Ahab und seine Frau Isebel, eine Hohepriesterin des Baal, hatten den Sonnenkult eingeführt und ihn mit Elementen der Anbetung Jahwes verknüpft. Wer sich der neuen Religion nicht beugte, verlor seinen Besitz, oft auch das Leben oder musste das Land verlassen. Eine Hitzeperiode als Strafgericht Gottes brachte daraufhin die Menschen an den Rand ihrer Existenz.
In dieser Situation rief der Prophet Elia das Volk auf dem Karmel zusammen und forderte ein Gottesurteil (1 Könige 18). Der vom Himmel zuckende Blitz, der das Opfer und den Altar Jahwes verdampfen ließ, zeigte dem Volk, dass der Baalskult eine falsche Religion gewesen war. Daraufhin wurden alle Priester des Götzen hingerichtet.
Diese Ereignis wiederholt sich in der Endzeit. Das Tier (Ahab = politische Macht) und die Hure Babylon (Isebel = religiöse Macht, Priesteranspruch) zwingen den Menschen einen Glauben auf, der sich nicht mehr an der Bibel orientiert, sondern Heidnisches mit Christlichem verbindet. Wer sich dieser Religion nicht unterwirft, wird verfolgt (siehe Offb. 13 – hier fällt sogar Feuer vom Himmel, als Zeichen, dass diese Religion angeblich von Gott ist).
Mit sieben Plagen (darunter auch eine Hitzeperiode) werden die Menschen auf das Gottesurteil vorbereitet. Dieses Urteil wird nicht nur aus einem Feuer bestehen, das vom Himmel fällt, sondern es umfasst Blitze, Stimmen, Donner und Erdbeben (Offb 16,18). Dieses gewaltige Naturschauspiel wird deutlich machen, dass Gott auf der Seite des verfolgten „Elia“-Volkes steht, das die babylonische Weltreligion abgelehnt hat.
Babylon zerfällt daraufhin. Die politischen Mächte werden sie schließlich in ihrem Zorn, von ihr verführt worden zu sein, gänzlich zerstören (Offb 17,16). Weil sich aber – im Gegensatz zur Zeit Elias – die Menschen trotz dieser Offenbarung des Schöpfers nicht bekehren, trifft sie das Gericht des wiederkommenden Christus (Offb 19).
Harmagedon ist also keine Schlacht der Völker in einer kleinen Ebene Palästinas, sondern die weltweite Offenbarung Gottes und sein Kommen zum Gericht.