Ist der Heilige Geist eine Person?
„In seinen Offenbarungen zeigt der Heilige Geist Kennzeichen einer Persönlichkeit.“
Weil Gott nicht untersucht oder erklärt werden kann, bleibt auch der Heilige Geist für uns ein Geheimnis. In der Bibel offenbart er sich fast nur in Bildern: Öl (der Geist wird „ausgegossen"; der Mensch wird mit dem Heiligen Geist „gesalbt"), Feuer, Wind, Wasser oder Taube. Die meisten falschen theologischen Schlussfolgerungen beruhen darauf, dass diese Symbole wörtlich genommen werden. Sie sollen jedoch nichts über die Natur oder das Wesen des Heiligen Geistes aussagen, sondern nur über sein Wirken. Erst nachdem das griechische Denken in das Christentum eingedrungen war, versuchte man Gott-Vater, Jesus und den Heiligen Geist zu definieren. Dabei entstanden zahlreiche Irrlehren, weil kein Mensch Gott fassen oder erklären kann.
Verständnisschwierigkeiten entstehen auch manchmal durch den Begriff „Geist". Die Apostel benutzten das griechische Wort pneuma, das bedeutet „Wind, Atem, Geist". Der Begriff nous, d. h. „Verstand, Sinn, Gedankenwelt" wird in der Bibel nicht auf den Geist Gottes angewandt. Die Apostel gaben diesem Begriff aber nicht den griechischen Inhalt. Deshalb ist kein Rückschluss über dieses Wort auf die Natur des Heiligen Geistes möglich. Der Geist Gottes füllt vielmehr dieses Wort selbst durch seine Offenbarung mit Inhalt.
Die frühen Christen machten sich noch keine Gedanken darüber, wie der Heilige Geist beschaffen ist. Aus Texten des Neuen Testamentes können wir jedoch schließen, dass er eine Persönlichkeit ist. Mit dem Begriff „Persönlichkeit" darf jedoch nicht unsere menschliche Vorstellung von einer Person verbunden werden. Er soll nur deutlich machen, dass der Geist Gottes keine unpersönliche Energie ist. Die Kennzeichen einer Persönlichkeit sind Intelligenz (Johannes 14,26 – der Heilige Geist lehrt und erinnert), Wille (1. Korinther 12,11 – er teilt zu, wie er will), Gefühl (Epheser 4,30 – er kann betrübt werden), Ichbewusstsein (Apostelgeschichte 13,2 – „Sondert mir aus ... dazu ich berufen habe") und die Möglichkeit, sich mitteilen zu können (Apostelgeschichte 10,19.20 – er spricht).
Der Heilige Geist ist außerdem ein Fürsprecher (griech.: parakletos, d. h. Anwalt, Rechtsbeistand, Fürsprecher; Johannes 16,7). Ein Fürsprecher ist immer ein „jemand" (vgl. 1. Johannes 2,1; Johannes 14,16). Der Heilige Geist ist ein anderer Fürsprecher als Jesus. Beide vertreten uns vor Gott (Römer 8,26.34).
Obwohl die Bibel den Heiligen Geist deutlich von Gott-Vater unterscheidet, sagt sie, dass er von Gott ausgeht und ihn erforscht (Johannes 15,26; 1. Korinther 2,10). Eine von Gott geschaffene Kraft kann ihn nicht selbst erforschen, weil der Schöpfer über dem Geschaffenen steht und weil eine Kraft keine intellektuellen Fähigkeiten besitzt. Darüber hinaus kann man gegen den Heiligen Geist – und damit gegen Gott – sündigen (Lukas 12,10; Apostelgeschichte 5,3.4).
In Römer 15,13 spricht Paulus von der Kraft des Heiligen Geistes. Der Geist Gottes ist also keine Kraft, sondern er hat Kraft. Laut Johannes 16,13 redet er nicht aus sich selber, sondern hört auf Gott-Vater. Und in Lukas 3,22 erscheint er in körperlicher Gestalt. Hier findet sich außerdem eine deutliche Dreiteilung: Gott, der Vater, spricht vom Himmel, der Heilige Geist kommt herab, und Jesus befindet sich auf der Erde. Der Heilige Geist kann also nicht mit dem Vater oder mit Christus identisch sein.
Der Heilige Geist ist demnach keine unpersönliche, von Gott geschaffene Kraft. In seinen Offenbarungen zeigt er vielmehr Kennzeichen einer Persönlichkeit. Er kennt die Tiefen Gottes und geht von ihm aus. Deswegen wird der Gläubige auch im Namen (!) des Heiligen Geistes getauft (Matthäus 28,19).
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