Gibt es im Himmel ein Heiligtum? Welche Bedeutung hat es?
Als Mose das israelitische Heiligtum errichten ließ, orientierte er sich an einem Bild oder Modell, das Gott ihm gezeigt hatte (2 Mo 25,40). Das irdische Heiligtum war laut dem Schreiber des Hebräerbriefes sogar ein Abbild des himmlischen Heiligtums (Hbr 8,1–5). Auch Johannes bestätigt, dass es im Himmel einen Tempel gibt (Offb 11,19). Wie dieses himmlische Heiligtum genau aussieht, wissen wir nicht. Manche Christen glauben, dass es real ist und die gleiche Einrichtung enthält wie der israeltische Tempel. Andere vergeistigen es und verstehen das Heiligtum und seine Gegenstände nur symbolisch (die Erde ist der Vorhof, der Himmel das Heilige und der Bereich des Thrones Gottes das Allerheiligste). Laut Offb 7,9–17 ist das himmlische Heiligtum auf jeden Fall ein realer Ort der Anbetung Gottes.
Das irdische Heiligtum sollte in der Zeit des Alten Testamentes verdeutlichen, wie der sündige Mensch zu Gott zurückfindet. Damit wird auch die Bedeutung des himmlischen Heiligtums klar: Wenn jemand zu Gott kommen will, benötigt er ein Opfer für seine Schuld, weil Sünde von Gott trennt (Opfer eines fehlerlosen, reinen Tieres auf dem Brandopferaltar = Opfertod Jesu am Kreuz). Er muss außerdem von der Sünde gereinigt werden (Wasserbecken = Taufe). Durch diese beiden Schritte kommt er in die Gemeinschaft mit Gott (Heiliges = Gemeinde). Er lebt durch die Kraft des Heiligen Geistes (siebenarmiger Leuchter mit Öl = Heiliger Geist). Er erinnert sich an das Opfer Jesu für seine Schuld (Schaubrottisch mit 12 Broten = Abendmahl). Er spricht mit Gott und bittet für seine Mitmenschen (Rauchopferaltar, Priesterdienst). Wenn Christus wiederkommt, wird der Gläubige vor Gottes Thron treten, um ihn mit allen Engeln anzubeten (Vorhang zwischen dem Heiligen und Allerheiligsten zerreißt; Bundeslade mit anbetenden Cherubim, Gnadenthron und den Zehn Geboten = Symbol für den Thron Gottes: Der unsichtbare Gott, angebetet durch die höchsten Wesen des Universums, seine Herrschaft beruht auf Gnade und Gerechtigkeit). Diese kurze Darstellung ist natürlich stark vereinfacht.
Mit dem Heiligtum waren vier große Jahresfeste verbunden, die auch den Erlösungsplan erklären und auf künftige Ereignisse hinweisen sollten: Passahfest (Kreuzigung Jesu), Pfingsten (Ausgießung des Heiligen Geistes zur Gründung der Gemeinde Jesu), Großer Versöhnungstag (Entscheidung, wer zum ewigen Leben und wer zum Gericht aufersteht, Wiederkunft Jesu, Weltgericht), Laubhütten-Erntedankfest (Neue Erde).
Der irdische Tempel mit seiner Einrichtung, seinen Opfern, dem Priesterdienst und Jahresfesten ist also eine symbolhafte Darstellung des himmlischen Heiligtums und des Erlösungsplans. Nicht immer haben die Israeliten das verstanden. Vielen Christen geht es heute nicht anders. Dabei kann diese Symbolik uns helfen, Gottes Handeln besser zu verstehen. Die wichtigste Erkenntnis des Heiligtumsdienstes finden wir in Hbr 4,14–16: Jesus ist unser Hoherpriester, der uns versteht und uns vor Gott vertritt. Deshalb können wir ohne Angst vor Gottes „Gnadenthron“ treten, um Vergebung und Hilfe zu erhalten.