Bekommen geistig Behinderte oder Geisteskranke das ewige Leben, obwohl sie Gottes Angebot nicht begreifen können?
"Weil Gott jeden Menschen liebt, wird er nicht zulassen, dass eine geistige Behinderung jemanden aus seinem Reich ausschließt."
Die Bibel geht leider nicht eindeutig auf die Frage ein, ob von Geburt an geistig Behinderte oder später an einer Hirnstörung Erkrankte das ewige Leben bekommen. Sie gibt uns aber Grundsätze, die wir auf beide Fälle anwenden können.
Zunächst gilt für beide Gruppen sicherlich der Text aus Jes 42,3: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen." Gott will also jeden am Leben erhalten. Nur wenn der Mensch dies ständig abwehrt, überlässt Gott ihn seinem Schicksal. Ein geistig Behinderter aber kann sich nicht gegen Gottes Angebot entscheiden.
In Psalm 34,19 sagt David, dass Gott denen nahe ist und hilft, die ein „gebrochenes Herz" und einen „zerschlagenen Geist" haben (wörtlicher übersetzt). Hier geht es nicht allein um Menschen, die ihre Sünden bereuen, wie es die Lutherübersetzung andeutet, sondern ebenso um seelisch und geistig Kranke. Gott liebt besonders auch sie und ist ihnen nahe.
Deshalb kann die Aussage des Paulus auf sie angewendet werden, dass Gott die Zeit der Unwissenheit übersieht (Apg 17,30). Wenn Gott den heidnischen Völkern nicht anrechnet, dass sie nur eine begrenzte Gotteserkenntnis hatten (sie konnten einiges über ihn durch die Natur und die Stimme des Gewissens erfahren), dann wird Gott dem Kranken – der ja nicht für seinen Zustand verantwortlich ist – nicht anrechnen, dass dieser nur wenig oder gar nichts von ihm begreift. Auch ihn beurteilt er nach seiner Erkenntnismöglichkeit.
Die Situation von Menschen, die erst in späteren Jahren an einer Hirnstörung erkrankten, müssen wir ein wenig anders einschätzen. Wahrscheinlich beurteilt Gott sie nach ihrem Glauben vor ihrer Erkrankung. Haben sie bis dahin nicht an ihn geglaubt, werden sie wohl kein ewiges Leben erhalten. Es kann aber sein, dass sie jetzt noch einmal die Möglichkeit haben, Gott wie ein Kleinkind vertrauen zu lernen. Ist Jesus aber ihr Erlöser geworden, verlieren sie das ewige Leben nicht durch ihre geistige Verwirrung. Schließlich hat Jesus es ihnen zugesprochen (Joh 3,16; 5,24). Durch den Heiligen Geist sind sie außerdem aufgrund ihres Glaubens „versiegelt bis auf den Tag der Erlösung" (Eph 1,13.14; 4,30).
Weil Jesus uns liebt, wird er also nicht zulassen, dass uns ein Virus oder eine Durchblutungsstörung aus seinem Reich ausschließt. Er beurteilt uns nach unserem Verhältnis zu ihm, das wir im Vollbesitz unserer geistigen Kräfte hatten. Das schreibt er durch die Versiegelung fest. Mit dem Siegel des Heiligen Geistes kennzeichnet er uns also sein „Eigentum".
Gott ist laut vielen Aussagen der Bibel barmherzig und gnädig. Und weil er uns liebt, möchte er mit uns leben. Das gilt auch besonders für diejenigen, die nicht viel oder gar nichts von ihm verstehen können. So wie sie haben aber auch wir nichts vorzuweisen, mit dem wir Anspruch auf das ewige Leben erheben könnten. Es bleibt ein Geschenk der Liebe und Gnade, das jeder nur im Vertrauen und voll Dankbarkeit annehmen kann – wir heute bewusst und jene dann, wenn Jesus ihnen den Schleier von ihrem Verstand nehmen wird.