Wie konnte aus einer vollkommenen Schöpfung ohne Tod die heutige Ökologie entstehen?

"Gott musste die Welt der Sünde und dem Tod anpassen.“

Die Bibel ist kein Biologiebuch. Deshalb gibt sie auf diese Frage keine direkte Antwort. Sie will vielmehr zeigen, wie der von Gott getrennte Mensch wieder zum Guten, zur Liebe und zum ewigen Leben zurückfinden kann. Wir können nur anhand einiger Grundaussagen der Bibel die Entstehung der heutigen Ökologie erklären. Diese Erklärungen sind weder mit eindeutigen Bibeltexten noch mit naturwissenschaftlichen Mitteln beweisbar. Sie sind Vermutungen, was damals geschehen sein könnte.

Manche Christen meinen, die ersten Menschen wären wie die Engel und das Paradies auf dieser Erde eine „geistige Überwelt" gewesen. Durch den Sündenfall wären Adam und Eva in die jetzige materielle Welt verstoßen worden. Die Bibel schildert jedoch das Paradies nicht als eine „geistige", sondern als eine natürliche Welt.

Ein anderes Erklärungsmodell geht von der Allwissenheit Gottes aus. Bei der Erschaffung der Welt habe Gott die Zukunft eingeplant und alle Lebewesen so gestaltet, dass sie sich nach dem Sündenfall an die neue ökologische Situation anpassen konnten (Spinnenaffen besitzen beispielsweise ein „Raubtiergebiss", obwohl sie sich nur von Früchten ernähren).

Andere sind der Überzeugung, Gott hätte nach dem Sündenfall die gesamte Schöpfung der vom Tod beherrschten Erde durch Veränderung des genetischen Codes aller Lebewesen angepasst. Er könnte aber auch in den Erbanlagen alle Möglichkeiten der Veränderung eingeplant haben, sodass nach dem Sündenfall der Einfluss der Umwelt oder ein göttlicher Impuls die nötigen Gene aktiviert hätte (in der dritten Generation wachsen beispielsweise den Zuchtschweinen wieder Hauer, wenn sie in freier Wildbahn leben). Manche negativen Dinge (z. B. Krankheitserreger) hätte Gott später als Strafmaßnahmen für den sündigen Menschen geschaffen.

Ein letztes Erklärungsmodell behauptet, der Widersacher Gottes hätte die heutige vom Tod beherrschte Ökologie geschaffen. Das macht ihn jedoch zum Mitschöpfer Gottes. In Kolosser 1,16 lesen wir aber, dass durch Christus alles geschaffen wurde, was im Himmel und auf Erden ist. Vielleicht hat Satan aber auch nur die Gene manipuliert, wie wir es heute in der Gentechnik auch tun.

Alles, was Gott am Anfang der Welt erschaffen hatte, war jedenfalls „sehr gut" (1. Mose 1,31). Es gab weder Leid noch Tod. Erst nachdem der Mensch in Sünde gefallen war, prägten Gewalt, Angst und Tod die gesamte Natur (Römer 5,12.14; 8,20-22). Die Bibel spricht von keiner zweiten Schöpfung oder von einer „Nachbesserung". Sie schildert auch das Paradies nicht als eine „geistige Welt". Deshalb ist es wahrscheinlich, dass Gott – nachdem die gesamte Materie dieser Welt dem Zerfall unterworfen war – Erbanlagen veränderte und aktivierte, die er schon vorher in die Lebewesen hineingelegt hatte.

Nicht jede Veränderung nach dem Sündenfall ist jedoch negativ. Der Wechsel der Jahreszeiten enthält beispielsweise eine von Gott beabsichtigte Hoffnungsbotschaft: Lebewesen blühen zwar mit jugendlicher Frische auf, altern und sterben (Psalm 103,15.16), aber nach einer Zeit des Todes und der Dunkelheit schenkt Gott mit der Auferstehung der Toten den „Frühling" eines neuen Lebens (Psalm 90,5.6.3). Diese Botschaft der Natur haben viele Völker verstanden.