Ist die Euro-Krise ein Zeichen dafür, dass Europa am Ende ist?

Schon Nebukadnezar, der Herrscher des antiken Babylons, machte sich Gedanken um die Zukunft der Erde. Gott offenbarte ihm deshalb in einem prophetischen Traum den Ablauf der Weltgeschichte. Wir finden diesen Traum und seine Auslegung in Daniel 2. Nebukadnezar sieht ein großes Standbild, dessen goldener Kopf das babylonische Weltreich darstellt. Diesem Reich folgen Medo-Persien (silberne Brust), Griechenland (kupferne Hüften), Rom (eiserne Beine) und die europäischen Länder (Füße aus Eisen und Ton, die nicht zusammenhalten – eine genauere Auslegung finden Sie in unserem Bibelfernkurs Start in die Zukunft).

Nach dem Fall des „eisernen Rom“ entstand tatsächlich kein neues Imperium. Immer wieder versuchten Herrscher die germanischen (Ton) und romanischen (Eisen) Völker zu einigen und ein „Heiliges Römisches Reich“ zu errichten: Die einen durch Kriege, die anderen durch Heirat oder Bündnisse. Doch ihr Reich zerfiel immer wieder in starke und schwache Kleinstaaten.

Karl der Große (um 800 n. Chr.) und die deutschen Kaiser von Otto dem Großen bis Friedrich II. (936–1250 n. Chr.) mühten sich ohne Erfolg um die Einheit Europas. Heinrich VI. (1190–1197 n. Chr.) hatte das Ziel fast erreicht. Das Reich Karls V., in dem „die Sonne nicht unterging“, sollte nur für wenige Jahre die Völker vereinen. Ludwig XIV. und Napoleon träumten den Traum der Einheit. Hitler verfolgte ein ähnliches Ziel.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Grundstein für die Vereinigten Staaten von Europa gelegt. Seither ist viel geschehen. Aber immer noch zeigen sich tiefe Risse zwischen den Völkern der Europäischen Union. Sie wird laut Daniel trotz einheitlicher Währung und einheitlichem Recht keine dauerhafte Einrichtung sein. Gerade die Euro-Schulden-Krise zeigt, dass Europas Einheit auf tönernen Füßen steht.

Doch es gibt auch eine erweiterte Sicht: Durch den Imperialismus verbreiteten sich nämlich das Denken und die Kultur Europas über die ganze Welt (Englisch, Französisch, Portugiesisch oder Spanisch wurden beispielsweise Weltsprachen). Auch die Einheit der Völker, die man weltweit anstrebt, steht also auf „tönernen Füßen“, wie Daniel sagt.

Tatsächlich beobachten wir heute eine Zersplitterung der Völker in immer kleiner werdende Staaten. Volksgruppen und ethnische Minderheiten fordern ihre Autonomie. Trotz aller Gespräche und Abkommen der Politiker bleibt die Welt zerrissen. Auch der christliche Glaube konnte bisher keine Einheit schaffen.

Ein Weltreich des Friedens unter der Führung eines geistlich-politischen Herrschers, der alle Völker und Religionen vereint, hat also ebenso keine Zukunft. Sollte es trotzdem zustande kommen (siehe Offb 17,12–14), wird es schon bald durch das Reich Gottes abgelöst werden. Erst dann wird wirklich Friede sein.