Ist es Gotteslästerung, wenn Christen sagen, dass Jesus Gottes Sohn ist?

„Jesus wurde nicht von Gott geschaffen, sondern ist selbst der Schöpfer, der im Auftrag seines Vaters uns ins Dasein rief.“

Muslime betrachten es als Unglauben, wenn Christen Jesus als „Gott" oder „Gottes Sohn" bezeichnen. Nach ihren Vorstellungen ist Allah nur ein einziger Gott. Jesus dagegen wurde von ihm als Mensch erschaffen, auf keinen Fall aber von ihm „gezeugt". Diese Vorstellung erscheint Muslimen sogar gotteslästerlich. Grundlage dafür ist ihr Glaube, dass der Koran die Wahrheit sagt, während sie die Bibel für verfälscht, entstellt und widersprüchlich halten.

Hier steht also Aussage gegen Aussage. Der Koran lehrt, dass Jesus nur ein Mensch und Prophet war. Die Bibel dagegen bezeichnet ihn als „Gott" und „Sohn Gottes". Da man heute durch alte Handschriftenfunde nachweisen kann, dass diese Aussagen nicht von späteren Schreibern in die Bibel eingefügt worden sind, bleibt die Frage: Welches Buch hat Recht? (Warum Christen die Bibel als Offenbarung Gottes sehen und ihren Aussagen vertrauen, soll in der nächsten Ausgabe der Programmzeitschrift erläutert werden.)

Jesus selbst betrachtete die Heilige Schrift jedenfalls als die Wahrheit (Joh 17,17) und berief sich immer wieder auf sie. Wir sollen außerdem seine Worte einmal in die Tat umsetzen, um zu prüfen, ob auch er die Wahrheit gesagt hat (Joh 7,17). Wortgefechte und Diskussionen führen meistens zu nichts.

In der Bibel wird Jesus nun immer wieder „Gott" genannt: Thomas nennt ihn „Mein Herr und mein Gott!" (Joh 20,28). Johannes bezeichnet ihn als „Gott", der schon im Anfang bei Gott war und durch den alles geschaffen worden ist (Joh 1,1-3). Paulus schreibt, dass Jesus das Ebenbild Gottes ist und alles durch ihn geschaffen wurde (Kol 1,15-17), dass er die Fülle der Gottheit besitzt (Kol 2,9), aber seine Gottheit aufgab, sich selbst erniedrigte und Mensch wurde (Phil 2,5-11). Gott selbst bezeichnet Jesus schließlich als „Gott" und befiehlt allen Engeln, ihn anzubeten (Hbr 1,6.8).

Wenn Jesus aber als „Sohn Gottes" bezeichnet und Gott „Vater" genannt wird, dann sind dies nur Bilder. Sie sollen erklären, wie eng ihr Verhältnis ist. Damit wird jedoch nicht gesagt, dass Gott Jesus mit Maria „gezeugt" hätte. Hier interpretieren Muslime die Bilder der Bibel nicht richtig und übersehen außerdem, dass Jesus schon vor seiner Menschwerdung als Teil der Gottheit existierte.

Die Aussagen der Bibel zeigen also, dass Jesus nicht erst bei seiner Menschwerdung von Gott geschaffen wurde, sondern selbst der Schöpfer ist, der im Auftrag Gottes die Welt erschuf, sich dann aber selbst erniedrigte und Mensch wurde. Er wollte so leben wie seine Geschöpfe, ihre Schmerzen erleiden und für ihre Schuld sterben. Dies wurde schon im Alten Testament angekündigt (Jes 53,3-6). Gott legt also keinem Geschöpf die Schuld aller Menschen auf, damit dieses dafür mit dem Tod am Kreuz büßt. Im Gegenteil: Jesus, der Schöpfer, stirbt selbst für die Sünden seiner Geschöpfe. Er übernimmt die Verantwortung und steht mit seinem eigenen Leben für sie ein.

Das ist das Großartige der biblischen Botschaft: Gott ist kein ferner Gott, der unnahbar für uns die Welt regiert. Er wurde durch Jesus Mensch und lebte unter uns. Darum kann er uns in unserem Leid verstehen. Er liebt uns und möchte deshalb, dass wir in enger Gemeinschaft mit ihm auf einer neuen Erde leben. Liebe setzt sich eben ganz für den anderen ein und möchte mit ihm für immer zusammen sein.