Wie ist das mit dem Sex vor der Ehe - heute und damals? Wo sind da die Unterschiede?

In unserer Gesellschaft wird der voreheliche Geschlechtsverkehr als normal und die öffentliche, rechtliche Trauung als eine Einrichtung der katholischen Kirche des 14. Jh., bzw. Bismarcks betrachtet. Tatsächlich wurde die Ehe aber schon im Paradies von Gott eingesetzt. In 1 Mo 2,24 gibt die Bibel drei Kennzeichen einer Ehe:

  • die Eltern verlassen (öffentliche, rechtliche Trennung von der elterlichen Familie, um eine eigene zu gründen)

  • seiner Frau anhangen (seinen Partner lieben und ihm treu sein)

  • ein Fleisch sein (Geschlechtsverkehr)

In Mt 19,4-6 nimmt Jesus auf diesen Text Bezug und macht deutlich, dass hier von der Einsetzung der Ehe durch Gott gesprochen wurde. Die Bibel kennt also eine öffentliche, rechtliche Eheschließung, die aber in ihrer Form und Durchführung je nach Kulturkreis und Zeit unterschiedlich sein kann.

Die Israeliten heirateten schon sehr jung, die Mädchen mit 12-13 Jahren, die Jungen mit etwa 14 Jahren (z. B. Josia: 2 Kön 22,1; 23,36 / 8 + 31 - 25 = 14 Jahre). Deshalb gab es selten Probleme mit dem vorehelichen Geschlechtsverkehr. Außerdem achtete die Familie sehr darauf, dass sich niemand an einem ihrer Mädchen vergriff (Hohelied 8,8.9).

Wollte ein Jugendlicher heiraten, bat er seine Eltern, für ihn um das Mädchen zu werben (Rich 14,1.2). Waren deren Angehörige einverstanden, wurde der Brautpreis (für die Aussteuer) festgelegt und das Mädchen um Einwilligung gefragt (1 Mo 24,58). Damit war das Paar verlobt.

Am Tag der Hochzeit ging der Bräutigam mit seinen Freunden zum Haus der Schwiegereltern, warf der Braut seinen Mantel um („Ich nehme dich unter meinen Schutz" – entspricht unserem Ringwechsel) und führte sie zum Haus seiner Eltern. Die Hochzeitsgäste schlossen sich ihnen unterwegs an (Mt 25,1-10). Die Feierlichkeiten dauerten bis zu 7 Tage. Die Hochzeitsnacht verbrachte das Paar meistens in einem Zelt auf dem Dach des elterlichen Hauses (vgl. 2 Sam 16,22), wobei der Mantel der Frau als Bettlaken diente. Er wurde von den Brauteltern als Zeichen der Jungfräulichkeit ihrer Tochter aufbewahrt (5. Mose 22,13-21).

Auch die Israeliten hatten also eine öffentliche, rechtliche Eheschließung. Daraus können wir ableiten, dass auch in unserer Zeit eine Ehe nicht durch den Geschlechtsverkehr, sondern durch eine öffentlich-rechtliche Heirat geschlossen werden muss.

Zum Schutz der Ehe gab Gott einige Gesetze. Sie machen deutlich, dass Sexualität in den Rahmen der Ehe gehört:

2 Mo 22,15 – Wer mit einem Mädchen schlief, musste es heiraten. Geschlechtsverkehr ist also nicht der Beginn der Ehe. Der Vater konnte Einspruch erheben, um das Mädchen vor einem falschen Mann und einer unglücklichen Zukunft zu schützen (Vers 16).

5 Mo 22,28+29 – Der Mann konnte seine Leichtfertigkeit nicht durch eine schnelle Scheidung wieder ausbügeln.

5 Mo 22,23-27 – Mit einer schon Verlobten zu schlafen, bedeutete Ehebruch.

Einige Beispiele in der Bibel zeigen außerdem, dass vorehelicher Geschlechtsverkehr von den Israeliten nicht geduldet wurde (1 Mo 34 bes. Vers 31; 2 Sam 13,11-16). Für sie war dieser Unzucht, eine Schandtat oder sogar Hurerei.

Auch im NT findet sich diese Haltung wieder. Das Zusammenleben ohne öffentliche Trauzeremonie ist deshalb für Jesus keine Ehe (Joh 4,18; siehe auch 1 Kor 7,8+9: Heiraten oder Beherrschen). Außerdem wird die Gemeinde als Braut Jesu bezeichnet und die Wiederkunft Jesu als Hochzeit. In diesem Zusammenhang spricht Paulus von einer „reinen Jungfrau", die er mit Christus verlobt hat und ihm sozusagen als „Brautführer" zuführt (2 Kor 11,2). Auch dieses Gleichnis zeigt: Gott legt Wert darauf, dass Sex in die Ehe gehört.

Die Bibel kennt keine positiv bewerteten Beispiele eines Zusammenlebens von Mann und Frau ohne Eheschließung. „Jungfräulichkeit" ist also keine Idee der mittelalterlichen Kirche, sondern ein moralischer Grundsatz der Bibel, der auch für Männer gilt. Werden Menschen gegenüber diesem Grundsatz schuldig, stehen sie jedoch genauso unter der Vergebung, als wenn sie andere Forderungen Gottes missachtet hätten.

Falsches Verhalten im Bereich der Sexualität und Ehe verursacht meist tiefgreifendes Leid und Wunden, deren Narben auch Jahrzehnte später noch schmerzen. Gott vergibt uns unsere Schuld, nimmt uns aber nicht immer ihre Folgen ab. Wer also die Grundsätze der Bibel – besonders der Bergpredigt – in seinem Leben verwirklicht, hat bessere Chancen, das gemeinsame Leben mit seinem Partner glücklich zu gestalten.

Nicole Z. aus Lindenberg