Warum lässt Gott Leid und Tod zu?

„Weil Gott uns liebt, lässt er uns unsere Freiheit – auch die Freiheit, sich von ihm loszusagen.“

Manche Menschen stellen die Existenz Gottes in Frage, weil ihrer Meinung nach ein liebender Gott alles Leid sofort beenden müsse. Doch es ist unvernünftig, wenn wir Gott leugnen, nur weil er nicht so handelt, wie wir es von ihm erwarten.

Die folgenden kurzen Erklärungen für die Existenz des Leides sollen Gottes Handeln verständlicher machen. Sie lassen aber sicherlich manches offen:

Liebe und Freiheit sind die beiden Seiten der gleichen Münze. Zerstört man die eine Seite, wird auch die andere wertlos. Wer den anderen liebt, lässt ihm also Freiheit. Wer ihn dagegen beherrscht, diktiert oder sogar zur Marionette macht, liebt nur sich selbst. Er zerstört außerdem mit seinem Verhalten die Liebesfähigkeit des anderen. Weil Gott uns liebt, hat er uns als freie Wesen erschaffen. Wir können uns deshalb auch gegen ihn wenden. Er möchte unsere Zuneigung aus freier Entscheidung, nicht aus Zwang oder als Reaktion auf eine Drohung.

Diese Freiheit ist von den ersten Menschen und einem Teil der Engel missbraucht worden. Sie haben sich von Gott losgesagt (das Wort „Sünde" bedeutet „Trennung"). Jeder Mensch lebt seitdem losgelöst von Gott. Wer sich jedoch von Gott trennt, der das Gute, die Liebe und das Leben ist, verfällt dem Bösen, dem Hass und dem Tod. Unser Leben verlischt in der Dunkelheit, wie eine Lampe, die von der Stromquelle getrennt wurde. Doch Gott lässt uns nicht fallen. Er möchte uns auf der Grundlage freier Entscheidung und Liebe zurückgewinnen.

Die Forderung, Gott solle Gerechtigkeit sofort mit Gewalt und Strafe durchsetzen (d. h. absoluter Gehorsam gegenüber seinem Willen), bedeutet, dass er uns entweder völlig versklavt oder jeden Menschen bei jeder Ungerechtigkeit augenblicklich bestraft. Weil das Böse jedoch nicht erst bei der Ermordung von Kindern anfängt, sondern schon im Alltag jedes Menschen (z. B. Schlagen des Ehepartners, Anschreien des Kindes, Tratsch, Unehrlichkeit, Neid, Rachegedanken oder Lieblosigkeit), müsste Gott sofort jeden bestrafen, der im Begriff steht, etwas gegen seinen Willen zu tun. In diesem Fall würde Gott zum Verursacher von Leid und Gewalt. Unsere Entscheidung für ihn käme nicht aus Liebe, sondern aus Angst vor Strafe. Doch wer kann schon einen Gott lieben, der sagt : „Liebe mich oder ich bringe dich um!". Weil jeder Mensch immer wieder schuldig wird, bliebe außerdem niemand vor täglichen Strafen Gottes verschont.

Diesen Weg hat Gott verworfen. Er warnt uns aber, gegen seinen Willen zu handeln. Gott zeigt die Folgen einer solchen Entscheidung und ruft zur Sinnesänderung auf. Er lässt aber auch dem Bösen die Möglichkeit, sich frei zu entfalten. Jedem soll klar werden, dass wir ohne Gott in die Dunkelheit gehen. Wenn unser Handeln seinem Plan jedoch zuwiderläuft, greift er ein und korrigiert Weltgeschichte oder Lebensläufe.

Gott weiß, wann der Zeitpunkt gekommen ist, an dem wir unseren „Bankrott" erklären müssen, weil wir die Grundlagen des Lebens endgültig zerstört haben. Dann wird er Gericht halten, d. h., er wird alles wieder richtig machen, das Böse vernichten und eine neue Erde schaffen, auf der es weder Leid noch Tod gibt.

Wir haben also keine Garantie für ein Leben ohne Leid auf dieser Erde. Aber wir haben in schweren Tagen Gottes Hilfe und seine Zusage, dass ein Paradies vor uns liegt. Es kommt, wenn Christus kommt. Darauf können wir uns freuen. In der Zwischenzeit bleibt uns die Aufgabe, mit unseren Kräften und Möglichkeiten Leid zu mildern. Sonst stehen wir vor der Frage, warum wir das Leid zulassen. Wir sollen in unserem Lebensbereich Liebe und Frieden verbreiten, um zu zeigen, was Gott eigentlich zu allen Zeiten gewollt hat.

Wer liebt, vertraut, auch wenn er das Verhalten des anderen nicht immer versteht. So müssen auch wir Gott vertrauen, dass er den richtigen Weg für unsere Welt und unser Leben gewählt hat. Am Ende der Weltgeschichte werden wir schließlich wissen, dass Gottes Weg der richtige war.